Häufig gestellte Fragen
Für wen eignet sich die Alexandertechnik? Die Alexandertechnik eignet sich für alle Menschen. Es ist keinerlei Vorwissen oder besondere Begabung nötig und es spielt keine Rolle, welchen Alters Sie sind, ob Sie unter chronischen Beschwerden leiden, ob Sie mit einem konkreten Thema oder Anliegen kommen oder einfach aus Neugier. Egal, ob Sie sich motorisch für besonders „talentiert“ oder „untalentiert“ halten, die Alexandertechnik ist für jeden Menschen erlernbar und holt Sie ganz individuell genau dort ab, wo Sie sind! Ist die Alexandertechnik eine Entspannungs-Technik? „Bloße Entspannung“ ist nicht das Ziel der Alexandertechnik. Vielmehr streben wir einen günstigen Muskeltonus an, das heißt, dass wir die Muskelstrukturen in genau den Tonus bringen, der ihrer naturgemäßen Funktion entspricht. Man könnte also sagen, mit Hilfe der Alexandertechnik „verteilen“ wir „Kraft“ und „Entspannung“ an die richtigen Stellen in unserem Körper. Dies geschieht, indem wir unserem Nervensystem ermöglichen, störungsfrei in Aktion zu treten und diese natürliche Ordnung von innen heraus, gemäß unserer ur-eigenen Körper-Intelligenz, herzustellen. Unser Dilemma ist, dass wir in den unbewussten Gewohnheiten des Alltags unsere Muskelstrukturen allzu oft „Zweck-entfremden“. Strukturen, die natürlicherweise dazu da wären, uns Stabilität und Kraft zu verleihen (Rumpf und Rücken), nutzen wir nicht entsprechend, zum Ausgleich dafür müssen andere Strukturen entgegen ihrer Funktionalität umso mehr Arbeit leisten. Überlastung und Verkürzung, chronische Verspannungen und Schmerzen (beispielsweise im Hals-Nacken-Bereich), bis hin zu Entzündungen (z. B. an den Sehnenscheiden) und Bandscheiben-Vorfällen („Hexenschuss“) sind die Folge. Mit Hilfe der Alexandertechnik werden Rumpf und Rücken als unser natürliches Kraftzentrum aktiviert. In Folge dessen können überlastete Regionen unnötige Anspannung abgeben. Durch die Ausrichtung unserer Strukturen gemäß ihrer naturgegebenen Funktion werden so die Überlastungs-Symptome gelindert. Wie unterscheidet sich die Alexandertechnik von Massagen und anderen manuellen Behandlungen? Anders als Symptom-bezogene Massagen und manuelle Behandlungen, die oft nur kurzfristige Linderung versprechen, zielt die Alexander-Technik direkt auf die Ursachen von Beschwerden und Schmerzen ab. Indem wir nämlich erlernen, den eigenen Körper besser zu gebrauchen und schädliche Muster durch eine gesündere Ausrichtung zu ersetzen, können Beschwerden und Schmerzen nachhaltig und langfristig gelindert werden oder sie entstehen erst gar nicht. Der gesunde Ablauf aller unserer Körperfunktionen (Bewegungssystem, Atmung, Blutkreislauf, Immunsystem) wird maßgeblich davon beeinflusst, auf welche Art und Weise wir mit uns und unserem Körper umgehen. Da Körper und Geist eine untrennbare Einheit bilden, spielt hierbei auch unsere Geisteshaltung eine prägende Rolle. Körperliche Beschwerden und Einschränkungen können – neben dem Einfluss besonderer Grund-Dispositionen – zu einem wesentlichen Teil auf einen ungünstigen und „un-sachgemäßen“ Umgang mit uns selbst und mit unserem Körper zurückgeführt werden. Dabei sind wir uns unseres schädlichen Selbst-Gebrauchs in der Regel nicht bewusst, weil wir uns an die entsprechenden Muster über lange Zeit gewöhnt haben und sie sich für uns daher subjektiv „richtig“ anfühlen. Oft beginnen wir erst durch einen „Weckruf“ in Form von Schmerzen und Beschwerden, unseren Umgang mit uns selbst zu hinterfragen. Die Alexandertechnik ist nicht als „Therapie“ zu verstehen, sondern primär als „Pädagogik“. Ziel ist dabei, dass Sie die Prinzipien der Technik Schritt für Schritt erlernen, um sie aktiv in Ihren Alltag zu integrieren. Hierin liegt die besondere Stärke und das „Alleinstellungsmerkmal“ der Alexandertechnik! Bei vielen Massagen und manuellen Methoden sind Sie „passive“ Empfänger einer Behandlung, wodurch gleichsam auch ein Abhängigkeits-Verhältnis entstehen kann. Die Alexandertechnik dagegen versteht sich als „Werkzeug“ zur Selbst-Anwendung! Sie sind aufgefordert, die Prozesse im Unterricht wach und bewusst nachzuvollziehen und unterstützend „mitzuwirken“. Was im Unterricht angestoßen wurde, setzt sich im eigenständigen Üben im Alltag fort. Dadurch können Sie Ihren eigenen Entwicklungs-Prozess maßgeblich beschleunigen und mitgestalten. So wird die Alexandertechnik zu einem hilfreichen „Werkzeug“ für Ihren Alltag! Wie unterscheidet sich die Alexandertechnik von „klassischen“ Gymnastik- und Fitnessübungen? Wenn wir „klassische“ Gymnastik- und Fitnessübungen machen, wollen wir unseren Körper kräftigen und unsere Kondition verbessern. Dabei bewegen wir uns immer in den Bahnen unserer „alt-bekannten“ und „gewohnten“ Bewegungsmuster. Diese Bewegungsmuster fühlen sich für unsere subjektive Wahrnehmung „richtig“ an, weil sie uns schon lange begleiten, und weil wir sie nicht anders kennen. Das Trügerische dabei ist jedoch, dass in diesen gewohnten Mustern immer auch schädliche Bewegungs-Abläufe gespeichert sind, die wir uns völlig unbewusst angewöhnt haben – sei es in Stress-Situationen unseres Alltags, in der Vereinnahmung durch allzu viele Außenreize oder auch als Langzeitfolgen von Unfällen, Verletzungen oder Krankheiten. Weil diese schädlichen Muster uns schon so „alt-bekannt“ und „vertraut“ sind, können wir sie jedoch nicht mehr als solche wahrnehmen. Diese schädlichen Gewohnheiten sind also derart fest in unsere subjektive Körper-Wahrnehmung integriert, dass wir aus unserem subjektiven Empfinden heraus nicht mehr zuverlässig entscheiden können, was uns „gut tut“ und was uns „schadet“. Wenn wir also Sport treiben oder Gymnastik machen, selbst unter noch so guten Vorsätzen, muss das daher nicht zwangsläufig heißen, dass wir uns damit etwas Gutes tun. Körperliche Anstrengung bei einer schädlichen Gesamt-Ausrichtung kann beispielsweise den Verschleiß von Gelenken und Bandscheiben vehement beschleunigen. Bei großem Kraft-Aufwand (z. B. Kraft-Training) kann es sogar sein, dass wir unsere schädlichen Bewegungs-Gewohnheiten regelrecht in den Körper „einzementieren“. Anders als bei Sport und Gymnastik geht es in der Alexandertechnik nicht darum, den Körper durch bestimmte Übungen zu kräftigen oder die Kondition zu erhöhen. Die Alexandertechnik zielt vielmehr darauf ab, dass wir eine völlig neue Bewegungs-Erfahrung machen, jenseits unserer „alt-bekannten“, schädlichen Muster. Indem wir mehr und mehr die Prinzipien guten Körper-Gebrauchs am eigenen Körper erleben, lernen wir zunehmend, unsere schädlichen Bewegungs-Muster zu erkennen und durch gesündere zu ersetzen. Unser Empfinden für das, was unserem Körper wirklich gut tut, wird wieder zuverlässiger. Diese neu gewonnene, gesunde Ausrichtung können wir dann auch nutzbringend in Sport und Gymnastik integrieren. Hat die Alexandertechnik etwas mit Atemtherapie zu tun? Die Wirkung der Alexandertechnik ist immer auch unmittelbar an einer Befreiung der Atmung wahrnehmbar. Wenn sich lösen darf, was vorher festgehalten war, wird automatisch immer auch die Atmung tiefer und weiter. Hiervon profitieren in besonderem Maße Menschen in allen „Sprech-Berufen“ und Sänger. Auch unsere Fähigkeit, alles Gute, Schöne und Nährende im Leben zu genießen, ist eng mit dem Vermögen verbunden, unseren Atem-Raum voll und ganz auszuschöpfen. Eine festgehaltene und „gedeckelte“ Atmung zeigt sich beispielsweise bei Depressionen, Angst und Niedergeschlagenheit. Eine festgehaltene und enge Atmung wird uns kaum ermöglichen, beispielsweise den Duft eines guten Essens oder einer frisch aufgeblühten Rose, die Wohligkeit eines warmen Bades oder die befreiende Wirkung eines Waldspaziergangs in allen Nuancen auszukosten und zu genießen. Wenn sich durch die Alexandertechnik unsere Atmung zunehmend befreien, öffnen und vertiefen darf, steigert sich dadurch gleichermaßen unser allgemeines Wohlgefühl und unsere gesamte Lebensqualität. Die Befreiung der Atmung ist dabei jedoch nicht das primäre und alleinige Ziel der Alexandertechnik. Vielmehr geht es um die Verbesserung unserer gesamten körperlichen und mentalen Ausrichtung! Die positive Auswirkung auf unsere Atmung ist quasi ein „Nebeneffekt“ davon! Die Alexandertechnik verhilft uns zu einem freien, natürlichen Atemfluss, ist aber gleichzeitig viel mehr als „nur“ eine Atemtherapie. Lernt man in der Alexandertechnik eine gute Körperhaltung? Der Begriff „Haltung“ impliziert schon rein sprachlich etwas „Statisches“, „Festgehaltenes“. Der körperliche Zustand, den wir in der Alexandertechnik anstreben, hat jedoch vielmehr mit Loslassen, Durchlässigkeit und Beweglichkeit zu tun, als mit „Festhalten“! Daher sprechen wir in der Alexandertechnik lieber von „Aufrichtung“ oder „Ausrichtung“. Selbst in Stille und scheinbarer „Bewegungslosigkeit“ sind wir durchdrungen von dynamischen Prozessen. Der in der Alexandertechnik angestrebte Zustand ist mehr als nur „gute Körperhaltung“: Es geht darum, mit allen Körperstrukturen die größtmögliche Länge und Weite einzunehmen. Dieser Zustand zeichnet sich gleichzeitig aus durch die dynamische Verbundenheit und Durchlässigkeit aller Körperteile. Durch diese Qualitäten sind wir fähig, auf alle „Wendungen des Lebens“ spontan und adäquat zu reagieren und „durchlässig“ zu sein für die Lebendigkeit, die sich in uns ausdrücken will. Ein „Schlagwort“ aus der Alexandertechnik beschreibt dies als „meeting the unexpected“, „sich bereit machen für das Unerwartete“. Ähnliche Zustände der Durchlässigkeit und Bereitschaft können wir in vielen Sportarten beobachten, die Offenheit für eine schnelle und flexible Reaktion erfordern (z. B. beim Torwart im Fußball, bei Tennis-Spielern oder in diversen Kampfkünsten). Da jeder Körper verschieden ist, verfolgen wir in der Alexandertechnik jedoch kein äußerlich-festgelegtes „Idealbild“ im Sinne von „richtig“ oder „falsch“. Wir suchen immer aufs Neue nach individuellen Lösungen im Hier und Jetzt. Gibt es Risiken oder Gegenanzeigen? Die Alexandertechnik arbeitet weder invasiv, noch manipulativ. Der Entwicklungsprozess erfolgt stets im Einklang mit den Fähigkeiten unseres Nervensystems und unserer körpereigenen Intelligenz. Die Alexandertechnik aktiviert die Wirkung natürlicher, körpereigener Kräfte von innen heraus. Die Lernschritte und der Entwicklungsprozess gehen daher immer nur soweit, wie es unser Organismus auch aufnehmen und „verdauen“ kann. Risiken oder Gegenanzeigen gibt es daher nicht. Die Alexandertechnik nimmt große Rücksicht auf die individuelle körperliche Disposition und ist somit eine sehr sanfte, aber gleichzeitig effektive und nachhaltige Methode. Im Rahmen des Entwicklungs-Prozesses, hin zu einer gesünderen und besseren Ausrichtung, kann es vereinzelt dazu kommen, dass sich bestehende Symptome für kurze Zeit verstärken, ähnlich der „Erstverschlimmerung“ bei einer homöopathischen Behandlung. Dies ist jedoch immer ein Zeichen dafür, dass im Körper Veränderungen angestoßen wurden, die zu einer günstigeren Organisation und Ausrichtung unserer Strukturen weiterführen. Wenn beispielsweise gewohnte Schonhaltungen im Körper mit großer Muskelspannung fixiert werden, kann es sein, dass einzelne, beteiligte Strukturen zunächst mit „Stress“ reagieren, wenn diese übermäßige Anspannung sich allmählich lösen darf. Oft brauchen die beteiligten Strukturen dann etwas Zeit, um in der neuen, günstigeren Ausrichtung wieder „ihren Platz“ zu finden. Unser Körper bildet eine große Einheit aus vielen einzelnen, kleineren Strukturen, und wenn an einer Stelle des Organismus Veränderungen und Entwicklungen stattfinden, so hat das immer auch Auswirkungen auf die Organisation des gesamten Systems. Die Lehrerinnen und Lehrer der Alexandertechnik sind darin geschult, sehr sanft und behutsam vorzugehen. Sollten Sie akute Schmerzen oder anderweitige körperliche Einschränkungen haben, so teilen Sie das bitte im Vorgespräch mit. In gemeinsamer Absprache können dann ganz individuelle Lösungen für das Vorgehen im Unterricht gefunden werden. Hat die Alexandertechnik etwas mit „Energiearbeit“ oder „geistigem Heilen“ zu tun? Die Alexandertechnik arbeitet mit den natürlichen physikalischen und funktionalen Gegebenheiten unserer Körperstrukturen und der Fähigkeit unseres Nervensystems und unseres Gehirns, in jedem Lebensalter Neues zu lernen. Dabei zeigt sich, dass unser Körper eine eigene, ihm von Natur aus innewohnende Intelligenz besitzt, die es vermag, ihn im Wechselspiel mit der Schwerkraft von innen heraus balanciert aufzurichten. Diese körpereigene Intelligenz beginnt dann von sich heraus zu wirken, wenn wir aufhören, sie mit unserer zielfixierten „Geschäftigkeit“ und unseren ungünstigen und schädlichen Gewohnheiten zu stören. Die Alexandertechnik erfordert von Seiten der Unterrichtenden große Wachheit, eine offene, feine und urteilsfreie Wahrnehmung und viel Sensibilität und „Fingerspitzengefühl“. Auch wenn sie eine sehr feine und subtile Arbeit ist, hat sie jedoch nichts mit „Energiearbeit“ oder „geistigem Heilen“ zu tun. Auch in den Büchern, die F. M. Alexander selbst schrieb, oder in entsprechender Sekundärliteratur werden keine derartigen Themenbereiche behandelt. Ist die Wirksamkeit wissenschaftlich bestätigt? Die positive Wirkung der Alexandertechnik ist im Unterricht direkt und unmittelbar erfahrbar: Sie werden aus dem Unterricht spürbar anders heraus gehen, als Sie hineingegangen sind! Mit jeder Unterrichtseinheit werden sich diese positiven Veränderungen auch langfristig mehr und mehr im Alltag bemerkbar machen. Zudem sind die positiven Auswirkungen der Alexandertechnik in wissenschaftlichen Studien verschiedener Bereiche (z. B. Medizin, Neurophysiologie, Theaterwissenschaft) untersucht und belegt worden. Besonders eindrucksvoll dokumentierte eine klinische Studie, die 2008 im „British Medical Journal“ veröffentlicht wurde, die positive Langzeitwirkung der Alexandertechnik bei chronischen Rückenschmerzen: Knapp 600 Probanden wurden in verschiedene Gruppen aufgeteilt, die entweder eine übliche allgemeinmedizinische Behandlung, sechs klassische Massage-Einheiten, sechs Alexandertechnik-Stunden oder vierundzwanzig Alexandertechnik-Stunden erhielten. Zusätzlich absolvierten Teile dieser vier Gruppen ein Bewegungsprogramm bei einer medizinischen Fachkraft. Die Ergebnisse, die 1 Jahr nach Beginn der Versuchsreihe erfasst wurden, waren deutlich: In der ersten Gruppe (übliche allgemeinmedizinische Behandlung) gab es keine signifikanten Veränderungen, die Probanden berichteten durchschnittlich von 23 Schmerztagen pro Monat. 6 Massage-Einheiten kombiniert mit dem Bewegungsprogramm erzielten eine Reduzierung der Schmerztage um immerhin 33%. Die besten Ergebnisse jedoch erzielte die vierte Gruppe (vierundzwanzig Alexandertechnik-Stunden): nur noch 3 Schmerztage pro Monat, eine Verringerung um 86%! (Dabei war es gleichgültig, ob zusätzlich zu den 24 Alexandertechnik-Stunden das Bewegungsprogramm absolviert wurde oder nicht.) Der Leiter des Forscherteams Prof. Paul Little (Universität Southhampton) kommentierte diese Ergebnisse wie folgt: „Dies ist ein bedeutender Schritt vorwärts in der Langzeitbehandlung von Rückenschmerzen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Alexander-Technik Rückenschmerzen lindern kann. Dem Anschein nach geschieht dies durch eine Verringerung der Muskelspannung, Stärkung der Aufrichtemuskulatur, verbesserte Koordination und Beweglichkeit sowie Druckentlastung der Bandscheiben. Für die Patienten bedeutet es, dass sie in ihren Aktivitäten oder Aufgaben weniger durch Schmerzen eingeschränkt sind.” Details zu dieser und weiteren Studien finden Sie auf der Website des „ATVD“ (Alexander-Technik-Verband Deutschland e. V.) unter der Rubrik „Wissenschaft“: http://www.alexander-technik.org/wissenschaft.html